„Was macht der Roman?“, wechselte Robert urplötzlich das Thema.
„Hier“, antwortete ich und zog die ersten Seiten aus der Tasche meines Jacketts. „Es geht um den Brandschutz am neuen Flughafen. Wird verdammt spannend und politisch äußerst brisant.“
„Und? Wer muss diesmal dran glauben?“
Ich hatte lange überlegt, wie ich es ihm schonend beibringen konnte. Jetzt lieferte er mir praktisch das Stichwort. „Du.“
Berlin im Bauchaos. Für Krimiautor Andreas Hubert ist die verschobene Eröffnung des neuen Großflughafens Willy Brandt ein willkommener Elfmeter. Die zentrale Figur seines neuen Thrillers Brandgefahr ist ein Abbild seines Freundes Robert Hälfer, der in der Hauptstadt eine erfolgreiche Medienagentur leitet und dessen unnahbar schöne Frau ein Doppelleben führt. Der einflussreiche Lobbyist wird erschlagen auf seinem Seegrundstück gefunden. Soweit die Fiktion.
Doch offenbar ist Hälfer weit tiefer in die korrupten Strukturen der lokalen Politik verwickelt, als es Hubert lieb sein kann. Die ersten Seiten sind geschrieben, da erkrankt Hubert an Blasenkrebs. Selbst die Zeit in der Charité hält ihn nicht davon ab, weiter zu recherchieren. Bis auf einmal Leute verschwinden und Hubert am eigenen Leib erfahren muss, welch übles Spiel Hälfer treibt. Und so steuert die reale Handlung auf ein mörderisches Finale zu.
„Fiktion“ ist die wahrscheinlich schnellste literarische Antwort auf die aktuellen Ereignisse in Berlin und gleichzeitig das wohl humorvollste Buch zum Thema Blasenkrebs und dessen Auswirkungen auf die männliche Potenz.
Nun hat es der BER sogar in die deutsche Literatur geschafft. „Eigentlich wollte ich mich in meinem neuen Buch der Gentrifizierung in Berlin widmen. Aber dann kamen die Flughafen-Skandale Schlag auf Schlag. Das war für mich wie ein Geschenk, wie ein gelungener Elfmeter. Endlich hatte ich mein Knaller-Element“, sagt Jan Bergrath. Die Freude ist dem 54-jährigen Autor aus Köln immer noch anzumerken. Jetzt ist das Buch erschienen, im Berliner LZ-Verlag. Es heißt „Fiktion. Ein Roman über Mord, Sex und Literatur“, Preis: 15,90 Euro.
Eigentlich geht es in Jan Bergraths siebtem Werk vor allem um einen Krimiautoren, der plötzlich damit zurechtkommen muss, dass er an Blasenkrebs leidet. Dasselbe Schicksal hat auch Bergrath durchlitten. Doch der Flughafen spielt eine wichtige Nebenrolle. Bergraths Hauptfigur Andreas Hubert schreibt einen Krimi, in dem es um den BER geht. Um einen Lobbyisten, der ein Firmenkonsortium vertritt, das dort für den Brandschutz zuständig ist – und auf seinem Grundstück in Rahnsdorf ermordet wird. Eine schillernde Persönlichkeit, die ein Doppelspiel spielte. Denn das spätere Mordopfer engagierte sich auch bei den Protesten gegen die Flugrouten über den Müggelsee. Außerdem geht es bei Bergrath um die Piraten, die den Untersuchungsausschuss zum BER leiten, um Parallelen zu den Pannen beim Bau des Bundesnachrichtendienstes in Mitte, um einen Politiker namens „WoWi“ und vieles mehr.
„Der BER-Krimi muss noch geschrieben werden“, sagt Bergrath. Er hatte keine Lust, der Liste der Regionalkrimis einen weiteren Eintrag hinzuzufügen. Aber vielleicht ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis das nächste BER-Buch erscheint. (pn.)
„Charmant, selbstironisch, humorvoll und mörderisch“